„Wir haben unsere Rechts-KI von Anfang an mit Juristinnen und Juristen entwickelt“

Fünf Fragen an Dr. Leif-Nissen Lundbæk zum KI-Tool Noxtua

KI-Chatbots wie ChatGPT, Gemini und Copilot sind für den Einsatz in der juristischen Praxis oft nicht ideal. Sie erfüllen weder die hohen datenschutzrechtlichen Anforderungen noch wurden sie speziell mit juristischen Texten trainiert. Doch es gibt bereits spezialisierte Alternativen: Ein Beispiel ist Noxtua, entwickelt vom Berliner KI-Unternehmen Xayn. Diese KI wurde gezielt für Jurist:innen konzipiert, mit juristischen Daten trainiert und erfüllt die strengen Datenschutzvorgaben, die in diesem Bereich gefordert sind. Im Interview verrät uns Dr. Leif-Nissen Lundbæk, CEO und Co-Founder von Xayn, was Noxtua von anderen KI-Tools unterscheidet und wie es in der juristischen Arbeit eingesetzt werden kann.

Noxtua
Noxtua ist Europas erste souveräne Rechts-KI. © Noxtua

Herr Lundbæk, Noxtua ist nach eigenen Angaben Europas erste souveräne Rechts-KI. Wie funktioniert Noxtua?

Jurist:innen können mit Noxtua schnell und unkompliziert juristische Dokumente prüfen, analysieren oder neu verfassen. Noxtua ist dabei auf die Bedürfnisse von Jurist:innen zugeschnitten, rechtlich kompetent und erfüllt die hohen berufs- und datenschutzrechtlichen Anforderungen. Die Nutzer:innen können auf unseren Legal Copilot oder KI-Assistenten z. B. unkompliziert über unsere Chat-Benutzeroberfläche oder direkt in Word als Add-In zugreifen. Das Besondere ist, dass der Legal Copilot auf unseren proprietären, auf den Rechtsbereich spezialisierten KI-Modellen basiert. Diese eigenen Modelle trainieren wir mit qualitativ hochwertigen juristischen Daten, die von Rechstexpert:innen ausgewählt und gelabelt wurden. Noxtua ist somit hochspezialisiert auf den juristischen Kontext.

Was unterscheidet Ihr Angebot von anderen ähnlichen KI-Lösungen für Jurist:innen auf dem Markt?

Es gibt einige Punkte, in denen wir uns von anderen KI-Angeboten unterscheiden. Die drei wichtigsten sind jedoch die folgenden Punkte:

Erstens die Rechtskonformität. Noxtua erfüllt die strengen Anforderungen für den stark regulierten Bereich der Rechtsberatung. So erfüllt Noxtua neben den Datenschutzstandards der DSGVO auch die hohen Anforderungen an den Schutz des anwaltlichen Berufsgeheimnisses nach § 43e BRAO und § 203 StGB Absatz 1, 3, 4.

Zweitens: Rechtskompetenz durch Spezialisierung. Wir bauen unseren Legal Copilot nicht auf allgemeinen Modellen großer Anbieter auf, sondern trainieren unsere eigenen KI-Modelle – und  zwar mit exklusiven, hochwertigen juristischen Datensätzen, die von Rechtsexpert:innen speziell für das Training von Noxtua ausgewählt und umfassend gelabelt wurden. Diese juristischen Trainingsdaten ermöglichen es der KI, die Fachsprache präzise anzuwenden. Im Vergleich zu allgemeineren Modellen „versteht” Noxtua so auch die Nuancen juristischer Definitionen und Differenzierungen, wie z.B. zwischen „Eigentum” und „Besitz”.

Drittens – und das ist eigentlich der rote Faden bei Noxtua – haben wir die Rechts-KI von Anfang an mit Jurist:innen für Jurist:innen entwickelt.

Wir, als forschungsbasiertes KI-Unternehmen Xayn, bringen die tiefgehende KI-Kompetenz mit, die juristische Expertise steuern die Mitglieder der von uns und CMS initiierten Legal AI Alliance bei.

Können Sie konkrete Beispiele nennen, wie Kanzleien Noxtua in ihrer täglichen Arbeit einsetzen können?

Noxtua kann juristische Dokumente automatisiert prüfen, analysieren oder auch Text(bausteine) neu verfassen. Jurist:innen aus Kanzleien oder auch Rechtsabteilungen können mit Noxtua z. B. Verträge wie AVVs und NDAs überprüfen. Mit wenigen Klicks können sie AVVs und NDAs z.B. auf Einhaltung von Unternehmensrichtlinien unter Verwendung von individuellen Checklisten überprüfen. Diese standardisierte Dokumentenprüfung kann die Arbeitsbelastung und weitere Risiken erheblich reduzieren.

Ein anderes Beispiel ist die Kommunikation mit Mandant:innen: Noxtua erstellt Vorlagen für Briefe oder E-Mails, in denen z. B. die wichtigsten Punkte aus hochgeladenen Dokumenten präzise zusammengefasst werden – und quasi auf Knopfdruck übersetzt Noxtua diese dann z. B. auch ins Englische.

Welche Maßnahmen ergreift Noxtua, um den Schutz sensibler juristischer Daten zu gewährleisten?

Jurist:innen sind verpflichtet, die persönlichen Daten ihrer Mandanten, Geschäftsgeheimnisse und andere sensible Informationen zu schützen und müssen auch bei der Wahl ihrer Tools besondere Sorgfalt walten lassen. Deshalb legen wir bei Noxtua besonderes Augenmerk auf die Sicherheit. Bei der Nutzung unserer DSGVO-konformen KI werden z. B. hochgeladene Informationen und Dokumente nur im Arbeitsspeicher verarbeitet und nicht langfristig gespeichert. Zudem verschlüsseln wir alle Daten zusätzlich, um sensible Informationen zu schützen, und nutzen die sichere und souveräne Open Telekom Cloud. Sie erfüllt die strengen Standards, garantiert die physische Sicherheit in ihren Rechenzentren und erfüllt auch die branchenspezifischen Bestimmungen des Strafgesetzbuches (StGB).

Um unseren Aussagen zu Sicherheit und Schutz der digitalen Privatsphäre noch mehr Nachdruck zu verleihen, lassen wir uns auch unabhängig prüfen und zertifizieren – so haben wir mittlerweile bereits zahlreiche ISO-Zertifizierungen (ISO 9001:2015, ISO/IEC 27001:2024, ISO/IEC 27017:2021, ISO/IEC 27018:2020) erhalten und arbeiten an weiteren Zertifizierungen.

Wie sehen Sie die Rolle von Künstlicher Intelligenz in der Zukunft der Rechtsberatung? Welche Entwicklungen erwarten Sie in den kommenden Jahren?

Dass KI die Rechtsbranche verändern wird und bereits verändert, ist schon fast ein Allgemeinplatz. Gleichzeitig gilt es immer noch, Ängste und Hemmschwellen abzubauen. Ja, Anwält:innen müssen sich neue Kompetenzen aneignen, aber vielleicht hilft es auch, die vorhandenen Kompetenzen mit neuen Augen zu sehen.

Wenn zum Beispiel gesagt wird, dass Anwält:innen in Zeiten von KI lernen müssen, mit Daten umzugehen, hilft die Erkenntnis, dass sie eigentlich schon immer mit Daten gearbeitet haben. Denn was sind Dokumente, Urkunden, Gesetze etc. anderes als riesige Datenmengen, die es zu interpretieren gilt? Diese Kompetenzen müssen jetzt einfach ins Digitale übersetzt werden.

Auf der Seite der KI-Entwicklung erwarte ich, dass die KI-Lösungen immer mehr lernen, „wie Anwält:innen zu denken”. Das heißt, dass die KI immer spezialisierter auf juristische Anwendungsfälle wird und damit wahrscheinlich auch immer einfacher zu bedienen sein wird.

Mit anderen Worten: Ich denke, dass der Einsatz von KI in der Rechtsberatung bald Standard sein wird. Es ist aber auch wichtig zu betonen, dass der „Human-in-the-loop“, also die Überprüfung der KI-Ergebnisse durch Fachexpert:innen, notwendig bleibt.

Vielen Dank für das Interview!

Weitere Informationen zu Noxtua und die Möglichkeit, das KI-Tool zu testen, finden Sie hier: https://www.noxtua.ai/

Dr. Leif-Nissen Lundbæk

Dr. Leif-Nissen Lundbæk ist CEO und Co-Founder des KI-Unternehmens Xayn, das Europas erste souveräne Rechts-KI Noxtua entwickelt. Der FORBES 30Under30-Visionär studierte Wirtschaft, Mathematik und Software Engineering in Berlin, Heidelberg sowie Oxford und erhielt seinen PhD am Imperial College London.

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