„AI:ssociate löst rechtliche Aufgaben auf dem Niveau von juristischen Berufseinsteigern“

Sechs Fragen an Philipp Merzo zum KI-Tool AI:ssociate

Die zeitintensive Recherche und die Suche nach den passenden juristischen Argumenten gehören für Juristinnen und Juristen zum Alltag. Genau hier setzt der KI-Assistent AI:ssociate an, der von der Wiener Wirtschaftskanzlei GSV Rechtsanwälte entwickelt wurde. Mit der Fähigkeit, österreichische Gesetze und höchstgerichtliche Rechtsprechung zu verarbeiten, unterstützt AI:ssociate bei rechtlichen Aufgaben – von der Recherche bis zur Erstellung juristischer Schriftsätze. Philipp Merzo, Rechtsanwalt und Partner bei GSV Rechtsanwälte, spricht im Interview darüber, wie AI:ssociate den Arbeitsalltag von Juristinnen und Juristen erleichtert, was das Tool so besonders macht und welche Innovationen noch geplant sind.

AI:ssociate
AI:ssociate löst rechtliche Aufgaben anhand österreichischer Gesetze. ©Adobe Stock/zapp2photo

Herr Merzo, mit AI:ssociate haben Sie einen juristischen KI-Assistenten entwickelt. Wie ist die Idee zu diesem hilfreichen Tool entstanden?

Ich habe mich neben meiner Tätigkeit als Rechtsanwalt und Partner bei GSV Rechtsanwälte in Wien in den letzten zehn Jahren intensiv mit Machine Learning und Python-Programmierung beschäftigt. Nach dem ChatGPT-Hype haben wir in unserer Wirtschaftskanzlei auf einen KI-Assistenten für Juristinnen und Juristen gewartet. Nach zwei Jahren habe ich mit Unterstützung der Kanzlei schließlich beschlossen, ein eigenes Tool zu entwickeln. Dieses ist in unserer Kanzlei dermaßen gut angekommen, dass wir beschlossen haben, das Tool zu kommerzialisieren. Seit Oktober 2024 sind wir nun damit am österreichischen Markt.

Für welche Anwendungsbereiche kann AI:ssociate in Kanzleien eingesetzt werden?

AI:ssociate löst rechtliche Aufgaben anhand der österreichischen Gesetze und höchstgerichtlichen Judikatur auf dem Niveau von juristischen Berufseinsteigern. Die Trefferquote ist hoch. Die Antworten müssen aber geprüft werden. Wir richten uns mit dem Tool derzeit ausschließlich an Unternehmerinnen und Unternehmer als Vertragspartner und Juristinnen und Juristen als Nutzer.

Das Tool kann insbesondere für eine juristische Ersteinschätzung eingesetzt werden. Auch können z. B. Argumente anhand der höchstgerichtlichen Judikatur ausgeführt bzw. widerlegt und für Schriftsätze, Memoranden oder Berichtsmails verwendet werden.

Alle Aussagen von AI:ssociate sind mit klickbaren Quellen unterlegt, die direkt zu den höchstgerichtlichen Entscheidungen und Gesetzen führen und dem Experten eine schnelle Überprüfung des generierten Texts ermöglichen.

Welche Vorteile bietet der Einsatz von AI:ssociate gegenüber der klassischen juristischen Recherche?

Geschwindigkeit und Richtigkeit. Antworten werden ausschließlich anhand der von uns aufbereiteten und gewarteten Wissensdatenbank binnen Sekunden generiert und mit Quellen versehen.

Welche Sicherheitsmaßnahmen haben Sie getroffen, um die Vertraulichkeit und den Datenschutz bei der Nutzung von AI:ssociate zu gewährleisten?

AI:ssociate greift derzeit auf anonymisierte OGH-Entscheidungen und Gesetze zu, um die Fragen der User zu beantworten. Eigene Dateien, die der User in eigene Sub-Datenbanken laden und in Verbindung mit unserer Wissensdatenbank semantisch abfragen kann, werden vor dem Upload pseudonymisiert, sodass keine vertraulichen und personenbezogenen Daten unseren Server verlassen. Dieses Tool kommt in Kürze. Bis dahin sollten User lediglich nicht-personenbezogene und nicht-vertrauliche Daten in unsere Datenbanken laden.

Was unterscheidet AI:ssociate von anderen KI-Tools auf dem Markt?

Unsere Aufbereitungs- und Extrahierungsstrategie wurde in Zusammenarbeit mit erfahrenen Machine-Learning-Engineers und Anwältinnen und Anwälten entwickelt und berücksichtigt stark die juristischen Methoden. Unser Tool kann Gesetze und höchstgerichtliche Judikatur präzise anwenden und schneidet in unseren bisherigen Tests im Vergleich zu diversen Prototypen auf dem Markt am besten ab.

Welche Weiterentwicklungen sind für AI:ssociate geplant?

Für die nahe Zukunft sind neue Rechtsgebiete und die Berücksichtigung von Gesetzesmaterialien geplant. Auch der Weg nach Deutschland ist ein Ziel.

Philipp Merzo

Philipp Merzo ist Gründer und CEO der AI:ssociate FlexCo sowie Rechtsanwalt und Partner bei Grama Schwaighofer Vondrak Rechtsanwälte GmbH. Davor war Philipp Universitätsassistent und hat sich im Zuge seiner Publikationsprojekte und Lehrveranstaltungen intensiv mit der juristischen Methodologie auseinandergesetzt. Philipp beschäftigt sich schon seit Jahren mit Machine Learning, Mathematik und Python-Programmierung. Die Kombination aus diesen beiden Welten hat in das AI:ssociate-Projekt gemündet.

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