Immer mehr Anbieter von Fachdatenbanken erkennen das Potenzial von KI und bringen spezialisierte Tools auf den Markt, die generative KI und Sprachmodelle wie ChatGPT für den Rechtsbereich nutzbar machen. Auch im Verlag C.H.BECK wird fleißig an neuen Lösungen gearbeitet und bereits eingeführte Angebote werden optimiert und erweitert. Im Interview steht Dr. Dr. Oliver Hofmann, Head of Legal Tech, Rede und Antwort zu den neuen KI-Lösungen beck-chat und FRAG DEN GRÜNEBERG und berichtet auch, an welchen Lösungen derzeit gearbeitet wird.
Herr Dr. Hofmann, seit April gibt es das neue KI-Tool „beck-chat“ des Verlags C.H.BECK, das die Interaktion mit den Datenbankinhalten von beck-online ermöglicht – zunächst für die Datenbankmodule Miet- und WEG-Recht PREMIUM und Arbeitsrecht OPTIMUM.
Wie wurde das Angebot während der BETA-Phase angenommen und welches Feedback haben Sie erhalten?
Das Angebot wurde sehr gut angenommen. Ursprünglich war die Beta-Phase befristet angedacht, aber aufgrund des positiven Feedbacks haben wir uns entschieden, sie zu verlängern. Wir haben viele positive Rückmeldungen erhalten, dass das Produkt unseren Nutzerinnen und Nutzern erheblich Zeit bei der juristischen Recherche spart. Ein Nutzer sagte uns beispielsweise, dass er dank beck-chat seine Recherchezeit um über eine Stunde am Tag reduzieren konnte.
Ein weiterer wichtiger Aspekt, der von den Nutzerinnen und Nutzern hervorgehoben wird, ist die Bedeutung der Quellen, auf die der beck-chat Zugriff hat, um fundierte und überprüfbare Antworten zu liefern. Aus Sicht unserer Nutzerinnen und Nutzer bietet gerade diese Verbindung von Sprachmodellen mit unseren Inhalten einen Mehrwert.
Das Feedback ist für uns sehr hilfreich und maßgeblich für die Weiterentwicklung des beck-chat.
Welche Tipps können Sie Nutzerinnen und Nutzern geben, die beck-chat optimal nutzen möchten, aber bisher eher die Arbeit mit klassischen Datenbanken gewohnt sind?
Um beck-chat optimal zu nutzen, sollten Nutzerinnen und Nutzer, die bisher eher mit klassischen Datenbanken gearbeitet haben, offen für Veränderungen sein. Es ist ganz normal, dass eine gewisse Umgewöhnung nötig ist. Lassen Sie sich davon nicht abschrecken und bleiben Sie neugierig und offen für diese neue Art zu recherchieren.
Integrieren Sie beck-chat direkt in Ihren Arbeitsalltag, um die Vorteile und Funktionen unmittelbar zu testen. So können Sie schnell herausfinden, wie dieses Tool Ihre tägliche Arbeit erleichtern kann. Nutzen Sie die Möglichkeit, präzisere Fragen zu stellen, besonders wenn Sie sich über die genauen Normen noch nicht im Klaren sind.
Beck-chat kann Ihnen helfen, spezifische Informationen zu finden, die Sie vielleicht bei der klassischen Recherche in der Datenbank beck-online übersehen würden.
Scheuen Sie sich nicht, bei Unklarheiten von der Chat-Funktion Gebrauch zu machen und Nachfragen zu stellen.
Welche Pläne gibt es für die Erweiterung auf weitere Module, die auch Interessierte in anderen Rechtsgebieten ansprechen könnten?
Wir machen gerade den nächsten Schritt und erweitern beck-chat um das Zivilrecht. In den kommenden Wochen werden wir diese Erweiterung schrittweise an die Nutzerinnen und Nutzer der zivilrechtlichen Module ausrollen.
Mit FRAG DEN GRÜNEBERG gibt es eine neue KI-Anwendung, die die Nutzung der 84. Auflage des Grüneberg durch verschiedene Funktionen – die Suchfunktion, die Fragefunktion und die Dialogfunktion – ermöglichen. Können Sie die Vorteile der einzelnen Funktionen knapp erläutern?
Mit der neuen KI-Anwendung FRAG DEN GRÜNEBERG erhält der Nutzer mit der 84. Auflage des Grüneberg durch verschiedene Funktionen ganz neue Möglichkeiten mit dem Kommentar zu interagieren. Die einzelnen Funktionen bieten verschiedene Vorteile:
Die Suchfunktion ermöglicht es, den Volltext des Grüneberg gezielt mit Stichwörtern zu durchsuchen oder direkt zu einer Randnummer zu springen. Dies spart Zeit und erleichtert das Auffinden relevanter Informationen.
Mit der Funktion „Frag-den-Grüneberg“ können Sie ausformulierte Fragen direkt an den Grüneberg stellen. Die KI generiert daraufhin Antworten, die auf den Inhalten des Grüneberg basieren und mit Fundstellen belegt sind. Dies ist besonders nützlich, wenn Sie spezifische juristische Fragen haben und schnell präzise Antworten benötigen.
Die Dialogfunktion „Sprich-mit-dem-Grüneberg“ ermöglicht es Ihnen, interaktiv mit dem Grüneberg zu kommunizieren und so schrittweise einen Fall zu lösen. Sie können aber nicht nur Fragen stellen, sondern beispielsweise auch Entwürfe juristischer Schreiben und E-Mails erstellen lassen. Dies erleichtert die Anfertigung von juristischen Dokumenten erheblich und sorgt für eine effiziente Arbeitsweise.
FRAG DEN GRÜNEBERG ist die erste der neuen KI-basierten Service-Kategorie „Chat-Book“. Welche weiteren Software-Anwendungen sind im Verlag in Planung?
Wir werden die bereits gestarteten neuen Produktkategorien weiter ausbauen. Das bedeutet, dass wir die „Chat-Book“-Kategorie auf weitere Werke in anderen Rechtsgebiete erweitern und den beck-chat mit noch mehr Inhalten bereichern werden. Wir werden zudem diese Lösungen kontinuierlich verbessern, basierend auf dem Feedback unserer Nutzerinnen und Nutzer. So können wir sicherstellen, dass unsere Produkte immer besser auf ihre Bedürfnisse abgestimmt sind.
Neben diesen neuen Produkten bieten wir in beck-online bereits KI-generierte Zusammenfassungen von Urteilen an und arbeiten daran, die Suche in beck-online effizienter und benutzerfreundlicher zu gestalten.
Im Zentrum zukünftiger Produktideen steht die umfassende Unterstützung unserer Nutzerinnen und Nutzer bei ihrer juristischen Arbeit. Ich bin überzeugt, dass wir durch die Kombination unserer hochwertigen Inhalte mit modernster Technologie Produkte entwickeln können, die ihnen erhebliche Mehrwerte bieten – sei es bei der Recherche, der Vertragsgestaltung oder anderen juristischen Aufgaben.
Herr Dr. Hofmann, vielen Dank für Ihre Zeit und Ihre Antworten!
Dr. Dr. Oliver Hofmann
Dr. Dr. Oliver Hofmann, promovierter Jurist und Volkswirt, leitet die Abteilung Legal Tech bei C.H. Beck. Er verantwortet die Entwicklung neuer Produkte und Innovation mit Schwerpunkt auf Künstliche Intelligenz.