„GPT-Zusammenfassungen bieten Anwälten und Anwältinnen eine effiziente Möglichkeit, den Inhalt von Urteilen zu erfassen.“

Von Dirk Schrameyer

Es ist ein Problem, das wohl alle Jurist:innen kennen: Die aufwendige Suche nach relevanten Urteilen und Entscheidungen. Das kostet nicht nur Zeit, sondern oft auch viele Nerven. Hier setzt das neue KI-Feature GPT-Zusammenfassungen der Rechercheplattform Wolters Kluwer Online an: Mithilfe generativer Künstlicher Intelligenz werden Rechtsprechungsdokumente zusammengefasst und auf das Wesentliche reduziert – und der juristische Rechercheprozess verkürzt. Dirk Schrameyer, Leiter Digital Product Management Legal bei Wolters Kluwer, verrät im Interview, was das neue KI-Tool so besonders macht und wie es Anwältinnen und Anwälte dabei unterstützt, effizienter zu arbeiten.

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GPT-Zusammenfassungen von Wolters Kluwer unterstützen die juristische Recherche. ©Wolters Kluwer Deutschland

Welche Funktionen bietet das neue Angebot GPT-Zusammenfassung auf Wolters Kluwer Online an und was macht es besonders?

Unser neues KI-Feature, die GPT-Zusammenfassungen, bietet eine effiziente Lösung für das Problem, das alle Jurist:innen kennen: die mühsame Suche nach relevanten Informationen in einer Vielzahl von Urteilen und Beschlüssen. Auf unserer Rechercheplattform Wolters Kluwer Online können unsere User:innen nun mithilfe generativer KI selbst eine große Anzahl von Rechtssprechungsdokumenten in zusammengefasster Form durchlesen, um die für ihre spezifische Recherche relevanten Urteile und Beschlüsse zu finden. Dadurch wird der juristische Rechercheprozess schnell und zuverlässig verkürzt.

Wie können Anwälte und Anwältinnen GPT-Zusammenfassungen in ihrer täglichen Arbeit nutzen?

Unser Hauptziel bei der Entwicklung von KI-Komponenten besteht darin, den Arbeitsprozess unserer Kund:innen an entscheidenden Stellen zu vereinfachen und effizienter zu gestalten. Grundsätzlich unterstützt unser neues KI-Feature GPT-Zusammenfassung Jurist:innen bei der juristischen Recherche in unserer Datenbank Wolters Kluwer Online.

Um den gesamten Arbeitsprozess unserer Kund:innen optimal zu unterstützen, arbeiten die GPT-Zusammenfassungen auf Wolters Kluwer Online jedoch auch nahtlos mit unseren weiteren KI-Tools, LawTracker und Legal Assist, zusammen. Diese Tools ermöglichen die Analyse von Dokumenten wie eingehenden Schreiben, um rechtliche Referenzen zu identifizieren. Anschließend bieten sie einen direkten Zugriff auf die Inhalte verschiedener juristischer Datenbanken wie Wolters Kluwer Online, direkt aus einem PDF- oder Word-Dokument heraus. Auf diese Weise erleichtern wir Jurist:innen die juristische Recherche in ihrem täglichen Arbeitsablauf.

Wie hilft GPT-Zusammenfassung Anwälten und Anwältinnen dabei, effizienter und produktiver zu arbeiten?

Die GPT-Zusammenfassungen bieten bspw. Anwälten und Anwältinnen eine schnelle und effiziente Möglichkeit, den Inhalt von Urteilen und Beschlüssen zu erfassen.

Im Gegensatz zum Leitsatz, der nur einen Teil der Entscheidung wiedergibt, fasst GPT die gerichtliche Entscheidung als Ganzes zusammen, einschließlich des Sachverhalts und des Verfahrensgangs. Dadurch ermöglicht es eine schnelle inhaltliche Bewertung der Entscheidungen und reduziert die Anzahl der vollständig zu lesenden Dokumente.

Das bedeutet, dass Jurist:innen innerhalb kürzester Zeit genau die relevanten Entscheidungen identifizieren können, die für einen bestimmten Sachverhalt von Bedeutung sind. Unser neues KI-Feature soll Jurist:innen eine Art Wegweiser durch den Informationsdickicht bieten. Anstatt alle Entscheidungen lesen zu müssen, hilft ihnen die GPT-Zusammenfassung dabei zu erkennen, ob eine Entscheidung lesenswert ist. Sie soll das Lesen nicht ersetzen, sondern den Jurist:innen Zeit sparen, indem sie nur die relevanten Rechtssprechungsdokumente lesen müssen.

Die GPT-Zusammenfassungen sind bereits für Entscheidungen der letzten drei Jahre auf Wolters Kluwer Online verfügbar und decken alle Rechtsgebiete und Instanzen ab.

Wie haben Sie sichergestellt, dass die neue KI-Anwendung datenschutzkonform ist?

Das Thema Datensicherheit ist uns sehr wichtig. Unser GPT-Algorithmus nutzt ausschließlich interne Daten von Wolters Kluwer und wird nicht durch externe oder interne urheberrechtlich geschützte Daten trainiert. So sind hohe Standards für Datenintegrität und -sicherheit gewährleistet, im Einklang mit der Verpflichtung von Wolters Kluwer, strenge Datensicherheitsprotokolle und die eigenen globalen KI-Prinzipien für seine Kund:innen einzuhalten.

Wie schätzen Sie das Potenzial von KI in der juristischen Recherche ein: Wird sich in diesem Bereich in Zukunft noch viel verändern?

Das Potenzial der Künstlichen Intelligenz, insbesondere des Natural Language Processing (NLP) und der generativen KI (GenAI), das juristische Arbeiten weltweit zu revolutionieren, ist enorm.

Dieser Trend wird sowohl durch den wachsenden Mangel an Jurist:innen als auch durch die Veränderungen im juristischen Arbeitsumfeld vorangetrieben. Laut unserer aktuellen Future Ready Lawyer Studie, die jährlich unter 700 Jurist:innen durchgeführt wird, haben Technologien bereits einen festen Platz im Arbeitsalltag eingenommen und verbessern die tägliche Arbeit. Insbesondere die generative KI wird als einflussreicher Trend der nächsten drei Jahre angesehen, der sich auf Bereiche wie Big Data und Predictive Analytics auswirken wird.

Trotz unterschiedlicher Meinungen unter Jurist:innen darüber, ob GenAI eine Chance oder eine Bedrohung darstellt, beabsichtigen 73 Prozent der Befragten, in diesem Jahr mit GenAI zu arbeiten und sie für verschiedene Aufgaben einzusetzen, um die Effizienz zu steigern. Insbesondere ChatGPT und andere große Sprachmodelle bieten spannende Möglichkeiten zur Automatisierung von Routinevorgängen und zur Bewältigung eines höheren Arbeitspensums in kürzerer Zeit. Jurist:innen erkennen zunehmend die Bedeutung von KI-Anwendungen, um große Datenmengen zu verarbeiten und komplexe Rechtsfragen zu analysieren.

Der Rechtsmarkt befindet sich also gerade in einem Wandel und setzt verstärkt auf innovative Lösungen wie generative KI, um den Arbeitsalltag von Jurist:innen zu verbessern. Neben bereits implementierten KI-Features wie den GPT-Zusammenfassungen arbeiten wir bei Wolters Kluwer aktuell an weiteren spannenden KI-Projekten, immer mit dem Ziel, die tägliche Arbeit von Jurist:innen zu vereinfachen.

Dirk Schrameyer

Dirk Schrameyer, LL. M. (USA) ist Leiter des Bereichs Digital Product Management Legal bei Wolters Kluwer in Deutschland. In dieser Funktion verantwortet er die kundenzentrierte Entwicklung von digitalen, inhaltsbasierten Lösungsangeboten für Juristinnen und Juristen.

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