Bessere Recherche dank KI? So verändern Chatbots die steuerrechtliche Recherche

Von Verena Schillmoeller

Stellen Sie sich vor, es ist spät, und Sie suchen dringend nach einer Antwort auf eine komplexe steuerrechtliche Frage. Die Suche durch Datenbanken ist zeitaufwendig, und der Feierabend scheint in weiter Ferne. Doch was wäre, wenn Sie Ihre Frage einfach einem Chatbot stellen könnten – und dieser liefert Ihnen in Sekundenschnelle eine präzise Antwort, ergänzt durch verlässliche Quellenangaben? Was vor wenigen Jahren wie Science-Fiction klang, ist heute Realität: Immer mehr Fachverlage und Unternehmen setzen auf KI-gestützte Chatbots, die die steuerrechtliche Recherche effizienter und nutzerfreundlicher machen. In diesem Beitrag stellen wir Ihnen fünf dieser innovativen Tools vor und zeigen, wie sie in der Praxis überzeugen – von ihren Einsatzmöglichkeiten über ihre Vorteile bis hin zu den Kosten.

ki-recherche

Wieso kann KI bereits heute so gut in der steuerrechtlichen Recherche eingesetzt werden?

Large Language Models (LLMs) wie ChatGPT nutzen maschinelles Lernen, um Sprache zu verstehen und präzise Antworten zu liefern. Durch ihr Training mit riesigen Textmengen können sie komplexe Zusammenhänge erkennen, Begriffe korrekt einordnen und Fragen in natürlicher Sprache beantworten. Ihr Vorteil: Statt einer Trefferliste liefern sie direkt nutzbare Antworten, oft ergänzt durch relevante Quellen.

Gerade für die Recherche sind LLMs ideal. Sie verarbeiten sowohl strukturierte Daten wie Gesetzestexte als auch unstrukturierte Informationen wie Kommentierungen oder Praxisfälle und bringen diese verständlich zusammen. Nutzerinnen und Nutzer erhalten präzise Antworten, die exakt auf ihre Fragestellungen abgestimmt sind, ohne zeitaufwändige Suche nach passenden Inhalten.

Dieses Potenzial haben auch Fachverlage und Unternehmen wie Haufe, Deubner, Otto Schmidt und DATEV erkannt. Die Verlage trainieren die LLMs dabei mit ihren Inhalten, damit diese kontextspezifische und präzise Ergebnisse liefern. Ein zusätzlicher Vorteil: Im Gegensatz zu ChatGPT bieten die Chatbots der Verlage umfassenden Datenschutz. Das Sprachmodell wird in der Regel sicher in einer eigenen Cloud-Umgebung gehostet, wodurch Daten nicht an Dritte weitergegeben werden. Auch das Halluzinieren (die KI erfindet Ergebnisse) wird ausgeschlossen.

Fünf KI-Chatbots für die steuerrechtliche Recherche im Überblick

Der folgende Teil des Beitrags stellt Ihnen fünf Recherche-Tools vor, die Künstliche Intelligenz bereits verwenden, um die steuerrechtliche Recherche zu verbessern.

Otto Schmidt Answers

Otto Schmidt Answers ermöglicht die gezielte Beantwortung von steuer- und arbeitsrechtlichen Fragen. Die KI liefert Antworten basierend auf Fachliteratur von Otto Schmidt, inklusive direkter Quellenverweise. Das Tool wurde in Kooperation mit dem Softwareentwickler Taxy.io entwickelt.

Was sind die Vorteile des Tools?

Otto Schmidt Answers antwortet in Sekundenschnelle und stellt zudem sicher, dass die Antworten nicht nur auf einem einzigen Quelltext beruhen, sondern auf einer Vielzahl von relevanten Quellen.

Was kostet das Tool?

Das Aktionsmodul Steuerrecht inklusive Otto Schmidt Answers kostet 349,00 Euro pro Monat (zzgl. MwSt.) für insgesamt drei Nutzer:innen.

Haufe CoPilot Tax

CoPilot Tax ist Bestandteil der Fachdatenbank Haufe Steuer Office. Der neue KI-Assistent beantwortet Steuerfragen auf Basis der rechtssicheren Fachinhalte der Fachdatenbank.

Was sind die Vorteile des Tools?

Haufe CoPilot Tax bietet schnelle und präzise Antworten. Durch die Quellenangaben mit direkten Verlinkungen ist es einfach, die angegebenen Quellen direkt zu überprüfen. Haufe CoPilot Tax kann genutzt werden um Zahlen, Daten und Fakten zu überprüfen, individuelle und komplexe Sachverhalte zu beantworten oder um allgemeine Recherchen durchzuführen.

Was kostet das Tool?

CoPilot Tax ist in allen Versionen von Haufe Steuer Office enthalten, jedoch nicht getrennt davon erhältlich. Haufe Steuer Office ist ab 929,00 Euro im Monat (zzgl. MwSt) für insgesamt drei Nutzer:innen erhältlich.

NWB KIRA

NWB KIRA ist das neue KI-Recherchetool in der NWB-Datenbank. Dort sucht die KI nach aktuellen Inhalten und liefert Antworten mit zehn relevanten Quellen.

Was sind die Vorteile des Tools?

Während andere KI-Anwendungen Links und Fußnoten als Quellen liefern, zeigt NWB KIRA sofort zehn relevante Textauszüge aus rechtssicheren Quellen an, die optimal zur Frage passen. Falls dort noch keine passende Antwort dabei ist, entscheidet der Nutzer oder die Nutzerin dann im zweiten Schritt selbst, welche der vorgeschlagenen Quellen NWB KIRA verwendet. So wird der Prozess transparenter.

Was kostet das Tool?

NWB Kira ist in verschiedenen Modulen der NWB Datenbank erhältlich, so z. B. im Modul NWB Pro (52,90 Euro im Monat), NWB Plus (111,20 Euro im Monat) oder NWB Max (271,70 Euro im Monat). Die Mehrwertsteuer ist in den Preisen bereits enthalten.

Deubner Tax KI

Deubner Tax KI beantwortet steuerrechtliche Fachfragen auf Basis der Deubner Expertisen-Datenbank mit über 40.000 Dokumenten. Die Antworten stammen ausschließlich von Steuerexpert:innen.

Was sind die Vorteile des Tools?

Die Deubner Tax KI greift auf eine aktuelle, von Steuerexpert:innen erstelle Datenbank zurück, die neben Steuer-Expertisen auch Verwaltungsanweisungen, Gesetze sowie Entscheidungsbesprechungen und Aufsätze zu Top-Themen enthält. Die Expertisen beruhen auf echten Fällen aus dem Steuerberateralltag und jeden Monat kommen 500 – 1000 neue Expertisen dazu, die noch in keinem Kommentar enthalten sind.

Was kostet das Tool?

Deubner Tax KI kostet 99,00 Euro monatlich, zzgl. MwSt. Der Preis gilt dabei für unbegrenzt viele Nutzer:innen – bis zu 250 Fragen pro Monat sind inklusive.

GenIA-L by Stollfuß

GenIA-L by Stollfuß ist eine KI-Lösung zur Unterstützung bei steuerrechtlichen und betriebswirtschaftlichen Fragestellungen. Sie greift auf die Stollfuß-Datenbank zu und verlinkt bei Quellen auf die genaue Textstelle.

Was die Vorteile?

GenIA-L verspricht, dass Sie auch ohne vorherige Erfahrung mit KI sofort anwendbare und präzise Ergebnisse auf Expertenniveau erhalten. Dafür sorgt die „PromptPerfection Technologie“.

Was kostet das Tool?

GenIA-L kostet 99,00 Euro im Monat (zzgl. MwSt, für einen Nutzer oder Nutzerin) und hat Vollzugriff auf alle Dokumente der Datenbank Stollfuß Steuerrecht Premium.

Welcher Recherche-Chatbot ist der richtige für mich?

Das lässt sich pauschal nicht beantworten. Von den Funktionen her unterscheiden sich die KI-Lösungen nur geringfügig – hier heißt es ausprobieren, welcher sich am besten in den Arbeitsalltag integrieren lässt und für einen selbst die besten Antworten liefert. Wenn Sie z. B. bereits die Angebote eines Verlags nutzen und damit zufrieden sind, lohnt es sich natürlich, auch gleich die passende KI-Lösung auszuprobieren. Alle KI-Angebote können kostenlos getestet werden. Diese Testphasen eignen sich hervorragend, um herauszufinden, welches Angebot am besten zu der eigenen Arbeitsweise passt – oder auch, um die KI-Funktionen in der steuerlichen Recherche einfach einmal auszuprobieren.

 Die KI-Steuerkanzlei

Die neue Spezialausgabe des KI-in-Kanzleien-Magazins führt Steuerkanzleien praxisnah und verständlich an Einsatzmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz in der Kanzlei heran.

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